Mit dem TGV-Bahnhof in Lyon und dem Fernmeldeturm auf dem Montjuic (Barcelona) erlangte Santiago Calatrava Anfang der 90er Jahre weltweite Aufmerksamkeit. Jahr für Jahr ist er seither stets einer der heissesten Anwärter auf den Pritzker-Preis, es scheint fast nur noch eine Frage der Zeit bis zur vermeintlich höchsten Auszeichnung.
Zahlreiche Autobauer benutzten den skulpturalen Bahnhof in Lyon als be-eindruckende Hintergrund-Kulisse, um ihre neuesten Modelle mit der Aura von Ästhetik und Dynamik zu präsentieren, für die Calatravas' Bauwerk steht.
Der Bahnhof Guillemins im belgischen Liège (Lüttich) hat noch nicht ganz diese Berühmtheit erlangt, jedoch für deutsche Besucher den Vorteil der unmittelbaren Grenznähe. Er liegt nur 40 km Luftlinie von Aachen entfernt und ist zudem mit dem Hochgeschwindigkeitszug "Thalys" von Düsseldorf, Köln und Aachen sehr bequem ohne Parkplatzsuche erreichbar.
Calatrava ist nicht nur Architekt, sondern er hat auch ein Studium als Bauingenieur absolviert. So ist er in der Lage, die Tragwerke seiner ikonenhaften Bauwerke als Entwurfsbestandteil mit einzuplanen.
Ursprünglich versteht Calatrava sich selbst als Bildhauer, erst ein Buch über Le Corbusier brachte ihn dazu, sich der Architektur zuzuwenden. Die Bauten werden vom gebürtigen Spanier zunächst als Skulptur entworfen, die stets den Aspekt "Bewegung" aufgreifen, und dann in Architektur umgesetzt.
Calatrava selbst weist das Etikett "biomorphologisch" für seine Bauten gerne zurück, obwohl die Verästelungen seiner Tragkonstruktionen, gebogene Formen und schräge Stützen eine Anlehnung an Konsruktionsvorbilder der Natur nahe legen. Dies ist allerdings nicht der Entwurfsansatz, allenfalls eine Folge seiner Grundidee von Bewegung, denn Bewegung folgt keinen eckigen Mustern, sie ist linear, wellenhaft oder im Fall der dynamischen Bewegung parabelförmig.
Ein hoher Wiedererkennungswert ist seinen Bauten in jedem Fall gewiss, die identitätsstiftende Architektur beschert den Bauherren Aufmerksamkeit und Wertigkeit für ihre Investitionen, sowie als Nebeneffekt einen zunehmenden Architektur-Tourismus.
Calatrava zählt mit Richard Meier und Zaha Hadid zu den Architekten mit einer wiederzuerkennenden Handschrift, ähnlich einem Gemälde von Picasso, Chagall oder Kandinsky.
Architektur besitzt somit im 21. Jahrhundert und Zeiten einer globalen, medialen Vernetzung den gleichen kulturbildenden Charakter wie die Meister der Malerei des 20. Jahrhunderts.